Unternehmensgeschichte
Anfänge als Teil des „Melitta“-Konzerns
Im Jahr 1952 beginnt die Geschichte der Porzellanfabrik Friesland in Rahling. Die Firmengruppe Melitta sucht nach einer neuen Produktionsstätte für ihr Filterpapier und die Porzellanfilter. Ein Mitarbeiter wird fündig: ein 12ha großes Gelände zwischen Bockhorn und Varel. Es war einst ein Flakgerätelager, welches aufgrund seiner abgeschiedenen Lage hier angesiedelt wurde. Danach fertigte eine Firma hier Porzellantransformatoren. Der Melitta-Mitarbeiter Adolf Hagemann mietet das Grundstück an und 1953 wird hier die Porzellanfabrik Friesland gegründet, deren Geschäftsführer er wird. Besitzer der Melitta-Unternehmensgruppe ist damals Horst Bentz. Melitta erwarb das Firmengelände im Jahr 1957 für 325.000 DM.
Schon 1954 umfasst die Produktion neben Filtern und Filterpapier, Kaffeekannen aus Steingut und Großfilter für die Gastronomie. Bis Ende 1955 wurden in Rahling bereits eine Million Porzellan-Kaffeefilter produziert. Das Werk wächst zu einem wichtigen Standbein des Unternehmens Melitta heran.
Erstes Kaffeegeschirr
1956 wurde Kaffeegeschirr in die Produktion aufgenommen, zunächst aus Steingut. Dann kommt 1958 das erste Porzellanservice hinzu. Einige der ersten Formen gibt es auch heute noch, etwa die bunten Kaffeekannen der damaligen Serie „Minden“. Diese sind heute aus Porzellan. Das Set aus farblich passendem Filter und Kanne bekommt den Spitznamen „Filka“. Auch Puppengeschirr wird damals in diesen Formen hergestellt. Jupp Ernst designt 1959 dann die Kaffeeservice Paris, Zürich und Ascona. Die Produktion wächst: eine neu eingerichtete Gießstrecke ermöglicht, dass im Drei-Schicht-Betrieb bis zu 180.000 Porzellankaffeefilter im Monat produziert werden. Die Filterpapierproduktion wird in die Zentrale nach Minden verlegt.
Die Designerin Lieselotte Kantner kommt in den Betrieb. Sie entwirft in den folgenden 20 Jahren zahlreiche prämierte Geschirrservice, unter anderem die Serien Helsinki, Berlin, Kopenhagen und das berühmte Jeverland.
In der ersten Hälfte der 1960er Jahre arbeiten über 1200 Menschen in Rahling, zwei Drittel davon sind Frauen. So bekommt das Werk die Bezeichnung „Frolüüd-Tichelee“ (Frauen-Ziegelei). Ab 1966 werden nun auch Tafel-Service hergestellt. Horst Bentz feiert 1969 mit der Belegschaft 1969 die 25-millionste Kaffeekanne der Serie Minden.
Die 1970er Jahre bringen Veränderungen
So langsam sind die Wirtschaftswunderjahre vorbei und der Markt ist gesättigt. Ausländische Konkurrenz kommt hinzu. In den 1970 Jahren sinkt (nicht nur für Melitta) der Absatz der keramischen Produkte. Im Unternehmen werden Rationalisierungs- und Modernisierungsmaßnahmen ergriffen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Ab 1974 wird eine Gleishalle für den Versand der Produkte gebaut. Zuvor mussten LKWs die Ware zunächst nach Minden bringen, um den Versand von dort aus zu organisieren. Nach der Schließung des Melitta-Porzellanwerks in Rehau werden die dort hergestellten Geschirrserien Rom, Verona und Madrid in Rahling weiterproduziert. Nach Abschluss der Rationalisierungsmaßnahmen arbeiten 1977 noch ca. 700 Menschen im Werk.
Dennoch werden in den 1970er Jahren wichtige Meilensteine gelegt: Das widerstandsfähige Ceracron wird entwickelt und die Geschirrserien Jeverland und Ammerland, dann auch das Katengeschirr kommen auf den Markt und treffen genau den Geschmack der Zeit.
Eigenständigkeit
Eine neue Firmenstrategie im Hause Melitta entwickelt das Werk in Rahling als eigenständiges Geschäftsfeld, mit Vertrieb und Versand im Haus. Ab 1979 firmiert der nun eigenständige Geschäftszweig als „Porzellanfabrik Friesland Bentz KG“. In einer zweiten Stufe wird 1982 der Markenname „Friesland Porzellan“ eingeführt. Durch eine starke Marketingstrategie gelingt der Wechsel von einer Marke zur anderen: Anzeigen werden gezielt in Frauenzeitschriften geschaltet und die Schauspielerin Lieselotte Pulver wirbt für Lindau und Jeverland.
Dann trennt sich Melitta 1991 von 70 % der Firmenanteilen. Das Unternehmen beschäftigt zu diesem Zeitpunkt nur noch 300 Mitarbeiter. Zwei leitende Angestellte übernehmen per Management-Buy-Out die Fabrik. 1995 gehören ihnen dann auch die letzten 30%. Leider geraten sie bis 2005 zwei Mal in die Insolvenz. Zu dem Zeitpunkt arbeiten nur noch 85 Angestellte in Rahling.
Neustart
Hier tritt der damalige Geschäftsführer Uwe Apken auf den Plan. Er hatte in der Vergangenheit schon einmal ein Unternehmen aus der Insolvenz herausgeführt. Er übernahm die Fabrik mitsamt den verbliebenen Mitarbeitern und führte sie
als Friesland Porzellanfabrik GmbH & Co. KG – zunächst mit einem Kompagnon, wenig später alleine – weiter.
Im Jahr 2010 folgen die Gründung der Friesland Versand GmbH und die Einführung eines Onlineshops. Im Juli 2018 kündigte die Geschäftsführung an,
den Betrieb in Rahling zum 31. März 2019 einstellen zu wollen.
Neubeginn und Gegenwart
Die Schließung konnte abgewendet werden. Zum Jahresanfang 2019 gab die Geschäftsführung bekannt, dass sich die Friesland Porzellanfabrik GmbH & Co KG mit der Royal Goedewaagen Gruppe mit Sitz im niederländischen Friesland zur RGW Friesland Porzellan Unternehmensgruppe zusammengeschlossen hat und dass der Standort als einer von vier Standorten der neuen Firma erhalten bleibt.
Leider zerstörte ein Großbrand am 29.06.2023 große Teile der Fertigung und des Lagers. Wir setzen im Moment alles daran, eine neue Manufaktur am alten Standort Varel wieder aufzubauen.
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Friesland Porzellanfabrik aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |